In Gedenken an Nihad Yusufoğlu!

Heute vor 30 Jahren, am Abend des 28.12.1990 wurde der 17-jährige Nihad Yusufoğlu in Hachenburg von einem gleichaltrigen Naziskin erstochen. Vorausgegangen waren wochenlange Beleidigungen & Bedrohungen durch Nazis, die gegenüber der Wohnung der Familie in einem Parkhaus ihren Treffpunkt hatten.
 
Nihad Yusufoğlu war ein aus der Türkei nach Deutschland eingewanderter Kurde & gehört zu den ersten Todesopfern rechtsradikaler Gewalt in Deutschland nach der Wiedervereinigung. Er wurde von seinem Mörder mit einem gezielten Messerstich ins Herz getötet.
 
Obwohl nach Ansicht der Strafkammer „ein gewisser ausländerfeindlicher und rassistischer, möglicherweise auch rechtsextremistischer Hintergrund“ zu erkennen sei, sei dem Täter nicht nachzuweisen, dass er zum „Zeitpunkt des Messerstichs rassistische Motive verinnerlicht“ hatte. Der Mord an Nihad wird bis heute in der offiziellen Statistik der Bundesregierung nicht als Opfer rechter Gewalt anerkannt.
 
Der Täter, ein ebenfalls 17-jähriger Neonazi Skinhead, war Mitglied der rechtsradikalen Taunusfront. Er wurde wegen Totschlags zu sechs Jahren Jugendstrafe verurteilt, allerdings nach 2/3 der Haftzeit vorzeitig entlassen.
Der Mord geschah in der Zeit nach der Wiedervereinigung, nach der gewonnenen Fussball-WM in Italien, als ein neues Patriotismusgefühl reifte, Mensch wieder „Stolz war, Deutscher zu sein“ und auch im provinziellen Westerwald auf keinem Volksfest, auf keiner Party die obligatorische Naziskinhead-Clique fehlte. Schon Wochen vor dem Mord an Nihad gab es faschistische Schmierereien in dem Parkhaus, Übergriffe in Form von verbalen Anfeindungen und Flaschenwürfe auf die Rollläden der 8-köpfigen kurdischen Familie im dicht bewohnten Gebiet. Hatte wirklich niemand etwas davon mitbekommen?
Der Täter, der in Bad Marienberg zur Schule ging und schon früh der neonazistischen Skinheadszene angehörte, war kein unbeschriebenes Blatt. Es war keine Überraschung, dass so etwas passieren konnte – nur schwieg die Mehrheit, als sich seine Clique immer mehr radikalisierte.
 
Seit Jahrend erinnern wir an diesem Tag an Nihad und alle anderen Opfer rechter Gewalt.
Zum 20. Jahrestag organisierten Antifaschist*innen aus der Region eine große überregionale Demonstration in Hachenburg, welche ihr euch hier anschauen könnt: https://www.youtube.com/watch?v=IMM13zN4YIM
 
Seit der Demonstration 2015 findet sich am ehemaligen Haus der Familie eine Gedenkplatte, welche endlich dafür sorgt, dass diese brutale und feige Tag in Hachenburg nicht in Vergessenheit geraten kann. Die Familie hatte Hachenburg nach der Tat verlassen.
Auch dieses Jahr gedenken Antifaschist*innen vor Ort an Nihad. Mehr Infos dazu findet ihr bei „Westerwald nazifrei“ (Facebook) hier & hier.

 
#KeinVergeben #KeinVergessen