In der Auseinandersetzung mit den sogenannten Rheinwiesenlagern wird oftmals die Rolle, die die deutschen Insass_innen während des Krieges und im Nationalsozialismus einnahmen, vedrängt, geleugnet oder vergessen . Viele der Insass_innen der Rheinwiesenlager waren Angehörige der Wehrmacht und damit an Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus beteilligt. Dazu ein kurzer Text der Kampagne NS-Verherrlichung stoppen!
Die Verbrechen der Wehrmacht
Immer wieder wird versucht, die Mitglieder von Wehrmacht und Waffen-SS als gewöhnliche Soldaten und den Zweiten Weltkrieg als gewöhnlichen Krieg darzustellen und damit einen Schlussstrich unter die Geschichte des deutschen Nationalsozialismus zu ziehen. Die Rehabilitierung der deutschen Vernichtungstruppen und die Verharmlosung der deutschen Barbarei ist heute immer noch zentraler Bestandteil deutscher Gedenkpolitik, auch wenn die Wehrmachtsausstellung (1995-1999 und 2001-2005) die Verbrechen der Wehrmacht und die Dimension des deutschen Vernichtungskrieges eindrücklich darstellte.
Unselige Traditionspflege bei der Bundeswehr – „Volkstrauertag“ samt Waffen-SS
NS-Verherrlichung beinhaltet die Umkehrung der Rollen von Täterinnen bzw. Tätern und Opfern, durch die die Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus gezielt relativiert werden. Beispiel einer solchen Relativierung sind die vielerorts am Volkstrauertag stattfindenden Veteranentreffen und deren völkisch-nationalistische Traditionspflege (siehe z.B. vossenack.blogsport.de/). Auch die Hervorhebung von Leid in Kriegsgefangenenlagern der Alliierten dient dem Ziel der Relativierung, vor allem, wenn die Verbrechen der Deutschen und die Rolle der Inhaftierten während des deutschen Faschismus ausgeblendet oder absichtlich verschwiegen werden.
Vom Infanterieregiment 15 (mot.) erschossene polnische Kriegsgefangene in Ciepielów (9. September 1939) – Bild: wikipedia.de
Die Wehrmacht ging 1935 aus der Reichswehr hervor. Stilisierte sich die Reichswehr in der Weimarer Republik noch als Staat im Staate, ging die Wehrmacht vollkommen im nationalsozialistischen Staat auf. Die revanchistischen Ambitionen der reaktionären Generalität deckten sich zumindest temporär mit den größenwahnsinnigen Plänen der Nazis. 1935 wurden die militärischen Bestimmungen des Versailler Vertrages durch Deutschland einseitig aufgekündigt und die allgemeine Wehrpflicht eingeführt.
Ein immer aggressiveres Auftreten kennzeichnete die deutsche außenpolitische Linie, so der Einmarsch deutscher Truppen in das, durch den Versailler Vertrag, entmilitarisierte Rheinland, sowie das Eingreifen im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) auf der Seite der faschistischen Kräfte. Als Verbrechen der Wehrmacht im speziellen werden jedoch die deutschen Gräueltaten ab 1939 bezeichnet.
Denn der Krieg, den die Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges führte, unterschied sich grundsätzlich von der Kriegsführung einer regulären Armee. Der Angriffs- und Vernichtungskrieg der Wehrmacht richtete sich in hohem Maße gegen die Zivilbevölkerung der angegriffenen Staaten. Die Wehrmacht hatte zudem eine aktive Teilnahme an der Durchführung des Holocaust.
Erschießung von Juden aus Kiew bei Ivangorod, Ukraine (1942) – Bild: wikipedia.de
Vor allem in Osteuropa war ein konstitutiver Bestandteil der Kriegsplanung, die jüdische Bevölkerung zu ermorden. Doch auch nichtjüdische Zivilisten wurden in hohem Maße Opfer des deutschen Terrors. Bei so genannten “Vergeltungsmaßnahmen” wurden ganze Landstriche mitsamt der Bevölkerung dem Erdboden gleich gemacht. Zudem war eine gezielte Hungerpolitik Bestandteil der deutschen Kriegsführung:
Zwischen dem Sommer 1941 und dem Frühjahr 1942 starben mehr als zwei Millionen sowjetische Kriegsgefangene in deutscher Gefangenschaft durch systematische Unterversorgung. „Politische Verdächtige“ wurden von der Wehrmacht direkt an die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei übergeben, die Mehrzahl dieser Personen starb in den Konzentrations- und Vernichtungslagern.
Hinzu kommt die Deportation der sowjetischen Zivilbevölkerung. Millionen sowjetischer Zivilisten wurden während des Krieges als Arbeiter_innen deportiert. Dieses begann schon unmittelbar nach dem Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941.
Als sich 1943/44 die Wehrmacht auf dem Rückzug aus der Sowjetunion befand, nahm sie auf Hitlers Befehl hin hunderttausende Zivilisten in Geiselhaft, um sie einerseits als Zwangsarbeiter_innen zu missbrauchen und anderseits dafür zu sorgen, dass sich diese nicht der vorrückenden Roten Armee anschließen konnten.
Doch auch in Westeuropa beging die Wehrmacht massive Verbrechen. Die Massaker an der französischen Bevölkerung kurz nach dem Angriff auf Frankreich und die Verbrechen in Südeuropa (Terror gegen die Zivilbevölkerung als Bestandteil der „Partisanenbekämpfung“) seien hier nur exemplarisch zu nennen.
April 1945: Massaker in einer Scheune bei Isenschnibbe bei Gardelegen. 1017 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, darunter 63 jüdische Häftlinge, werden dabei ermordet. 24 Stunden vor der Befreiung durch die US Army wurden die Häftlinge am Ende eines Todesmarsches in eine steinerne Scheune eingepfercht. Die SS-Wachmannschaften steckten diese anschließend in Brand. Bei einem ersten Versuch konnten die Gefangen das Feuer austreten, doch beim zweiten Versuch wurden alle, die zu entkommen versuchten, mit Maschinengewehren erschossen. Zusätzlich warf man Handgranaten in die Scheune.
In der Bundesrepublik wurden diese Taten verharmlost, eine juristische Aufarbeitung hat de facto nicht stattgefunden.
Bis zum heutigen Tag wird versucht das Bild der Wehrmacht, als das einer regulären Armee zu zeichnen. Sei es durch Geschichtsrevisionisten oder durch den individuellen Abwehrreflex, die Täter in der eigenen Familie zu benennen.
Die Verharmlosung des „Landsers“ als einfachen Soldaten ist jedoch vollkommen unangebracht, denn die Wehrmacht war direkt in die nationalsozialistischen Verbrechen involviert.
Kein Vergeben! Kein Vergessen!
Weiterführende Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Verbrechen_der_Wehrmacht
http://www.ns-archiv.de/krieg/1941/kommissarbefehl.php
http://de.wikipedia.org/wiki/Kommissarbefehl
http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0088_kbe&l=de
http://de.wikipedia.org/wiki/Endphaseverbrechen
http://www.shoah.de/index1.html